
Einen Igel zu unterstützen kann wenig Wissen und Erfahrung benötigen, muss es aber nicht.
Igelige Daten
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Maße und Lebensweise
Ein ausgewachsener Igel erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 22 bis 35 cm und ein Gewicht von bis zu 2 kg.
Wenn Igel das erste Jahr überleben, haben sie eine gute Chance alt zu werden. Der älteste Igel wurde 16 Jahre alt. Im Durchschnitt wird ein Igel ungefähr 7 bis 10 Jahre alt.
Man kann das Alter eines Igels anhand seiner Knochen bestimmen. Da das Wachstum während des Winterschlafs stoppt, bilden sich in den Knochen Jahresringe ähnlich denen eines Baumes.
Igel leben einzelgängerisch und sie gehen sich außerhalb der Paarungszeit weitestgehend aus dem Weg. Ihre Reviere, die 2 bis 5 qkm groß sein können, überlappen sich jedoch.
Sinne
Igel haben etwas mit Hunden gemeinsam: das Jacobsonsche Organ. Dieses ergänzt den hervorragenden Geruchssinn der Igel, der ihn zu seiner Nahrung führt.
Der Sehsinn der Igel ist nicht gut entwickelt. Das gleicht ihre Gehörsinn wieder aus, denn Igel können sehr gut hören.
Stacheln
Das Stachelkleid erstreckt sich über den gesamten Rücken. Am Bauch haben die Igel Fell. Jungtiere haben ca. 5.000 Stacheln, ausgewachsene Igel bis zu 7.500. Fröhliches Zählen!
Ein Stachel ist ein modifiziertes Haar, das nach 12 bis 18 Monaten ausfällt und nachwächst.
Lautäußerungen
Sie kennen vielleicht das typische Schmatzen, wenn Igel essen.
Außerdem gehört zu ihrem Repertoire: fauchen, schnaufen, keckern, einen kurzen Schrei (Schmerzen, Not), Schnüffelgeräusche. Babyigel geben ein Zwitschern von sich, wenn sie nach ihrer Mutter rufen.
Nahrung
Die Nahrung eines Igels besteht hauptsächlich aus Insekten. Dazu gehören Laufkäfer, Ohrwürmer, Schmetterlingsraupen, Tausendfüßer und Regenwürmer. Sollten sie Aas finden, z.B. eine tote Maus oder einen toten Vogel, sind sie diesem auch nicht abgeneigt.
Igel fressen keine Schnecken und auch Obst gehört nicht auf ihren Speiseplan. Milch kann sogar zu einer tödlichen Darmentzündung führen.
Lebensraum

Die ursprünglichen Umgebungen der Igel waren reich gegliederte Feldflur mit einem abwechslungsreichen Bewuchs aus Hecken, Bodendecker, Gebüsch, kleinem Gehölz mit Totholz. Auch an Laubwaldrändern sind sie zu finden. Braunbrustigel findet man heute überwiegend auf Streuobstwiesen, in naturnahen Gärten, Parks und Friedhöfen sowie in den durchgrünten Siedlungsbereichen in der Randzone von Städten und Dörfern.
Den Verlust ihres ursprünglichen Lebensraums konnten sie zumindest teilweise dadurch ausgleichen, dass sie als Kulturfolger verstärkt den menschlichen Siedlungsraum erschlossen.
Winterschlaf

Der bzw. die Auslöser des Winterschlafs sind nicht final geklärt. Der Nahrungsmangel und die sinkenden Temperaturen sind es nicht bzw. nicht allein. Hormonelle Veränderungen im Igelkörper und der Wechsel der Tageslichtlänge spielen ebenfalls eine Rolle.
Während des Winterschlafs, den nur wenige Säugetiere halten, leistet der Igelkörper Erstaunliches: die Körperfunktionen werden so drastisch herabgesetzt, dass es von außen schwierig ist zwischen Leben und Tod zu unterscheiden (Körpertemperatur sinkt auf bis zu 5°C, Herzschlag von 200 auf 12 Mal je Minute). Dabei verliert der Igel 20 bis 40% seiner Körpergewichts.
Fun Facts
Igel haben sich ausschließlich in der „alten Welt“ ausgebreitet. Das heißt, in Amerika und Australien gibt es keine Igel.
In heißen Gebieten fallen Igel während der Trockenzeiten in den Topor genannten Starrezustand ähnlich dem Winterschlaf unserer Igel.
Unsere Igel benötigen zwischen 5 bis 12 Stunden, um wieder aus dem Winterschlaf zu erwachen.
Igel meiden Nadelwälder, baum- und strauchlose Landwirtschaftsflächen und zu feuchte Habitate wie Moore.
Schönes Igelleben
im Garten – Teil 1

Ein naturnaher Garten mit Zugang zu weiteren Naturgärten ohne jeglichen Einsatz von Gift mit vielen einheimischen Pflanzen ist ein Garant, dass sich ein Igel ansiedelt und ein schönes Leben führen kann.
Ein naturnaher Garten bedeutet, dass es verwilderte Ecken gibt, Totholz zu finden ist und die einheimischen Pflanzen Insekten anlocken. So findet der Igel sowohl Wohnraum, etwas zum gemütlich machen und genug Nahrung.
Haben Sie keinen naturnahen Garten? Ein erster Schritt kann sein, in einer etwas abgelegenen Ecke einen Holzhaufen zu errichten oder dort abgeschnittenes Gartenmaterial zu schichten. Auch gibt es schöne einheimische und auch pflegeleichte Pflanzen als Alternative für unser Ökosystem wertlose Pflanzen (z.B. können Kirschlorbeer, Thuja, Schmetterlingsflieder, Lavendel, wilder Wein, Rhodedendron, Hortensien ersetzt werden). Wenn Sie flott nachgucken möchten, welche Pflanzen heimisch sind, sind Sie bei https://www.naturadb.de/ gut aufgehoben.
im Garten – Teil 2

Sie möchten gerne noch mehr für die heimische Flora und Fauna tun? Klasse, dann können Sie einen Käferkeller oder eine Benjeshecke anlegen. Auch Rasenflächen wachsen lassen, versiegelte Flächen renaturieren und Wildkräuter unterstützen sind gute Ideen. Richtig gute Tipps bekommt man bei https://www.naturgarten.de/ und bei deren Facebookgruppe.
Geeignete Pflanzen und Unterstützung bekommt man in der Region zum Beispiel bei https://gartenhof-becker.de/.
Und denken Sie bitte an Aus- und Eingänge in Ihrem Garten. Igel laufen jede Nacht weiter Strecken und freuen sich, wenn sie sichere Durchgänge haben.
Und bitte: verwenden Sie kein Gift in Ihrem Garten. Gerade Schneckenkorn wird über die Schnecken von den Igeln aufgenommen und bedeutet fast immer den sicheren Tod!
auf dem Balkon

Auch auf dem Balkon können Sie unsere Igel unterstützen. Hier sind wieder die heimischen Pflanzen ganz weit vorne, wenn es darum geht, unseren Insekten etwas Gutes zu tun.
Auf der Seite https://www.naturadb.de/ finden Sie die Möglichkeit nach Standorten zu filtern und auch bei den naturgarten.de sind Sie richtig, denn ein Balkon ist ja häufig ein kleiner Garten – nur nicht ebenerdig.
öffentlicher Raum

Hier können Sie auch kräftig mithelfen, dass es unseren Stachlern so richtig gut geht.
Beispiele hierfür sind: kein Müll in die Natur werfen. Immer wieder krabbeln Igel in Gegenstände hinein, aus denen sie nicht wieder heraus finden.
Bringen Sie kein Salz/Essig auf Bürgersteige aus. Das zerstört vollständig das Leben in diesem Bereich. Gift sollte sich von selbst verbieten, doch wir bekommen immer wieder vergiftete Igel.
Vielleicht sind in Parks oder Friedhöfen in Ihrer Umgebung schon Wasserstellen eingerichtet. Gucken Sie doch mal nach bei Ihrem nächsten Besuch, ob dort das Wasser aufgefüllt werden muss. Wenn es keine Wasserstellen gibt: ergreifen Sie gerne die Initiative.
im Freiland

Die ursprünglichen Umgebungen der Igel waren reich gegliederte Feldflur mit einem abwechslungsreichen Bewuchs aus Hecken, Bodendecker, Gebüsch, kleinem Gehölz mit Totholz. Heute sind dort unsere Gemüsefelder in Monokultur mit einem schmalen Blühstreifen zu finden. Insekten oder Versteckmöglichkeiten gibt es kaum, so dass unser Igel ein Kukturfolger wurde und auf uns und unsere Gärten angewiesen ist.
Die Garten- und Parkflächen in Deutschland sind so groß, dass der Igel ungefährdet leben könnte. Dafür ist der Weg zur Natur in den Gärten notwendig. Einheimische Pflanzen gibt es in großer Zahl und da sie an unsere Umgebung angepasst sind, muss man sie auch kaum pflegen. Es gibt viele Bäume und Sträucher die für Gärten sehr gut geeignet sind und dabei auch schön aussehen und wertvoll für die Tierwelt sind. Vielleicht möchten Sie es mal auf 1 oder 2 qm ausprobieren?
Schauen Sie doch mal bei https://www.naturadb.de/ oder bei https://www.naturgarten.de/ vorbei. Es gibt sehr viele Beispiele für Naturgärten, die menschliche wie tierische Bedürfnisse in Einklang bringen.
Zufüttern
Warum zufüttern
So lange wir so viele versiegelte Flächen und steinerne Gärten haben, benötigen Igel Nahrung von uns. Wir empfehlen die Ganzjahresfütterung.
Füttert man gar nicht oder ausschließlich saisonal, werden die Igelstationen mit unterernährten Igeln überrannt und wer möchte einem Igel beim Verhungern zugucken, vor allem, wo dieses Elend menschengemacht ist. Außerdem sind die Gefahren in unseren Wohngebieten für Igel so vielfältig, dass eine Überpopulation kaum zu erwarten ist. Ich persönlich kenne mehr Menschen ohne Igel im Garten als mit.
Es wird auch gerne behauptet, dass Igel faul werden. Das ist schon aus evolutionsbiologischer Sicht Unsinn. Ein Tier, dass sich auf eine einzige Futterstelle verlässt, hat so gut wie keine Überlebenschancen. Zusätzlich weiß jeder, der schon mal Igel gepäppelt hat, dass Igel einen unbändigen Bewegungsdrang haben und gerne laufen, auch wenn die Nahrung direkt vor der Nase steht. Vielleicht schließt da jemand zu schnell von sich auf die Igel.
Gerne möchte man auch der „Natur“ ihren Lauf lassen. Da schließe ich mich gerne an, sobald wir wieder Natur vor unserer Haustür finden.
Was zufüttern
Generell ist jedes Katzennassfutter mit einem Fleischanteil über 60% ohne Soße oder Gelee sowie ohne Zucker und Getreide sehr gut geeignet. Das gleiche gilt für Katzentrockenfutter. Es muss ebenfalls einen Fleischanteil von über 60% aufweisen. Beispiele für geeignetes Katzenfutter finden Sie hier.
Viele Igel mögen auch Soldatenfliegenlarven sehr gerne und zudem haben diese einen sehr geringen Eigengeruch, so dass ungebetene Gäste fern bleiben. Mehlwürmer eignen sich eher als Snacks zur Abwechslung, da deren Calcium zu Phosphor Verhältnis nicht so gut passt.
Es darf auch gerne gekocht und gebrutzelt werden was Ihre Küche her gibt. Igel freuen sich über „schlonziges“ Rührei, gebratenes Hackfleisch oder auch einen gekochten Hühnerflügel.
ungebetene Gäste Teil 1
Stellen Sie Futternäpfe in Ihren Garten, kommen sicher bald auch weitere Tiere, die sich über die angebotenen Happen freuen. Dann haben Sie die Wahl, ob Sie so viel anbieten, dass Alle genug abbekommen oder ob Sie doch ein paar Maßnahmen ergreifen möchten, um gezielt Tiere zu unterstützen.
Vögel, Katzen, Waschbären: Bewährt haben sich Futterhäuser mit sogenannten Labyrinth-Eingängen. Dies bedeutet, dass der Napf nicht direkt erreichbar ist, sondern das Tier erst um die Ecke biegen muss. So können die langen Pfoten von Katzen oder Waschbär nicht an das Futter gelangen. Und Vögel gehen in die geschlossenen Häuser nicht hinein.
Sehr wichtig: Bitte niemals Gift einsetzten! Vergiftete Mäuse oder Ratten werden von Nachbarskatze oder -hund gefressen oder aber auch von Igel, Marder, Greifvogel oder Fuchs. Außerdem bedenken Sie bitte, wie das Gift wirkt: es verhindert die Blutgerinnung. Das bedeutet für das betroffene Tier, dass es über Tage hinweg innerlich verblutet.
ungebetene Gäste – Ratten Teil 1
Da Ratten häufig als Grund genannt werden, um nicht zu füttern, sind wir hier ein bisschen ausführlicher.
Die Igelfutterhäuser werden mit (besser schwereren) Rattenklappen angeboten. Bei mir haben diese gut funktioniert, sie müssen aber wirklich aus Holz sein und dürfen nicht nur dünne Plastiktürchen sein. Wenn dann doch die ein oder andere Ratte die Türen überwindet muss man nicht verzweifeln: setzten Sie das Futterhaus alle 5 bis 6 Tage um ein paar Meter nach rechts oder links, je nachdem, wie es bei Ihnen passt. Bei mir hat das die Ratte so nachhaltig verunsichert, dass sie das Häuschen nicht mehr betreten hat.
Eine andere Möglichkeit ist, einen Teller auf den Futternapf zu stellen. Der Igel wird diesen hinunter schieben, da er schwerer ist als eine Ratte. Ab dann haben natürlich auch die Ratten wieder Zugang zum Futter. Aber einen Versuch ist es allemal wert.
ungebetene Gäste – Ratten Teil 2
Sie könnten auch überlegen, eine Lebendfalle für die Ratte in das Futterhaus zu stellen. Dabei müssen die Eingänge selbstverständlich für die Igel sicher verschlossen werden! Ein Igel geht vorwärts in die Lebendfalle und kann aufgrund der sich verhakenden Stacheln nicht mehr rückwärts hinaus! Geht Ihnen die Ratte ins Netz, können Sie diese direkt wieder frei lassen. Eine einmal gefangene Ratte, wird dort nicht wieder hinein gehen und auch ihre Artgenossen bekommen die Gefahr mit. Aber wie gesagt: es muss sicher verhindert werden, dass ein Igel die Falle betritt!
Als letztes bleibt noch die Möglichkeit, das Futterangebot anzupassen. Soldatenfliegenlarven sind wenig geruchsintensiv und die kleinen Nager mögen sie auch nicht sonderlich. Für die Igel sind sie eine tolle Ergänzung ihres Futterplans und kann den Unterschied zum Überleben ausmachen.
Wenn wider Erwarten alles nichts hilft, muss die Fütterung vorübergehend eingestellt werden. Häufig ziehen die Ratten nach kurzer Zeit weiter und kommen auch nicht so schnell wieder zurück. Dann kann man mit Soldatenfliegenlarven erneut beginnen.
Geeignete Futtersorten

